Hintergrundinformation

"Wer immer der Hierarchie nicht gehorche, falle in Irrtum und fördere die Spaltungen!"

An Pfingsten fanden in Leiden und in Paris gleichzeitig gemeinsame evangelisch-katholische Eucharistiefeiern statt. In Leiden hat die christliche Studentengemeinde nach mehrjähriger interkonfessioneller Zusammenarbeit den Entschluß gefaßt, die Eucharistie gemeinsam zu feiern, weil die Abendmahlstheologien, wenn man dem Holländischen Katechismus folge, heute nicht mehr trennend seien. „Es muß als Zeichen des Einen Herrn unserer Kirchen gemeinsam Brot und Wein empfangen werden können" (epd. 30. 5. 68 nach „De Protestant/De Weg"). Eine Reaktion darauf wurde nicht bekannt. Hingegen fand die gemeinsame Eucharistiefeier von 61 römisch-katholischen und protestantischen Priestern, Pfarrern und Laien am Pfingstsonntag in Paris ein großes Echo. Während Erzbischof F. Marty, der vorher informiert worden war, nach Rücksprache mit den Verantwortlichen der Reformierten Kirche eine öffentliche Verurteilung aussprach, weil die Eucharistie das Sakrament der Einheit der Kirche sei und nur von geweihten Priestern gültig gefeiert werden könne, und sich der Protestantische Kirchenbund, nur sehr viel kürzer, ähnlich aussprach, hat H. Fesquet in „Le Monde (7. 6. 68) das Ereignis als ein „Alarmzeichen" grundsätzlich gutgeheißen. Es sei ein Motor zur Einheit, der von den Gläubigen der Basis mit Recht in Gang gesetzt werde. Auch der Philosoph P. Riceour (reformiert) verteidigte diese Konzelebration in „Reforme" (8. 6. 68). Es gebe Übertretungen, die zwar zerstören, aber auch aufbauen. Die Gemeinde von morgen werde nur durch das Wagnis konstituiert und es sei besser, eine solche Feier öffentlich anzumelden als sie heimlich oder in stillschweigender Komplizenschaft mit den Bischöfen zu begehen wie sonst in Europa und Amerika. Radio Vatikan schloß sich der Verurteilung durch den Erzbischof von Paris an, der „die einmütige Zustimmung der katholischen Hierarchie finden wird". Wer immer der Hierarchie nicht gehorche, falle in Irrtum und fördere die Spaltungen, statt sie zu heilen (epd. 10.6.68).

 

Herder-Korrespondenz 22 (1968), S. 340.